Ecuador 2014 10

Ecuador Ferien 2014

10. Tag: Cotopaxi 5897m / 03.11.2014

Um Mitternacht erreichen wir nach einer holprigen Fahrt über die ausgewaschene Bergstrasse den Parkplatz unterhalb der noch nicht fertig gebauten Schutzhütte. Ich bin froh, dass ich den Bus verlassen kann, denn es wurde mir etwas mulmig auf dem Hinterrad sitzend. Bei sternenklarem Himmel starten wir und der Mond, welcher fast voll ist, begleitet uns jetzt im Aufstieg zur Hütte. Alles läuft nach Plan und wir schreiten in einem gemächlichen Tempo voran. Die Hütte passieren wir und trinken und essen kurz etwas nach ca. 270 Hm. Wir schreiten weiter hoch bis zum Gletscher, wo wir die Steigeisen montieren und uns anseilen. Ganz alleine für mich habe ich einen Bergführer namens Marcial. Immer höher hinauf schreiten wir durch die steilen Flanken. Meine Konzentration richte ich auf die Füsse von Marcial, ich schreite in seinen Fussstapfen und atme tief ein und aus und so kommen wir gut voran. Ein herrlicher Blick über die Lichter der Hauptstadt Quito (ca. 55 km entfernt) zeigt an, dass wir schon an Höhe gewonnen haben und das Wetter uns total wohl gesinnt ist. Der ziemlich orange leuchtende Mond sitzt fast auf dem Krater und im Rücken die Lichter der Stadt, kitschig und einmalig schön. Cotopaxi bedeutet „Hals des Mondes“, d.h. der Mond ist der Kopf des Vulkans. Nach einer längeren Querung des zentralen Spaltengebietes gewinnen wir nochmals etliche Höhenmeter und es scheint bald nicht mehr höher zugehen, denn irgendwann sind wir ja oben. Die Sonne ist auch schon aufgestanden und die Letzten paar Schritte, wau… ein riesig langersehnter Traum erfüllt sich gerade in diesem Moment um 06.15 Uhr. Umwerfend schön, diese überwältigende Rundsicht, ich juble und tanze und geniesse… Es ist wie eine Befreiung… so lange habe ich mich auf diesen Moment vorbereitet…..ei ei ei so schön, real auf diesem breiten schneebedecktem Kraterrand des Cotopaxi auf 5897m zu stehen. Der Krater hat einen Durchmesser von 800 x 550m und eine Tiefe von ca. 350m. Der Kraterrand teilt sich in einen Inneren und Äusseren Bereich auf. Eine sensationelle unvergessliche Aussicht auf diesem „Traumgipfel“. An drei Stellen steigt leichter Rauch aus dem Inneren hoch und da habe ich doch etwas Respekt auch wenn die letzte Eruption auf das Jahr 1940 zurückgeht. Im Inneren brodelt doch etwas. Er ist der zweithöchste Berg Ecuadors und der höchste freistehende aktive Vulkan der Welt. Als alle auf dem Gipfel angekommen sind, knipsen wir xx Fotos, denn so einzigartig schön ist es hier oben bestimmt nicht immer!
Der Abstieg liegt noch vor mir und ich steige sehr gerne mit den „Mordwaffen“ (Steigeisen) an den Schuhen ab. Erst jetzt nehme ich wahr, wie steil der Aufstieg eigentlich war. Die schönen Formationen im Spaltengebiet nehme ich erst im Abstieg bei Tageslicht so richtig wahr und geniesse es. Beim Gletscherrand angekommen ziehen wir die Steigeisen aus, dann seile ich mich ab und gleite mit rassigen Schritten über den feinen Lavaboden runter zur Hütte. In kurzer Zeit erreichen wir alle den Bus. Roger fährt uns bei schönem Sonnenschein zurück in die Chilcabamba Lodge, wo wir um 10 Uhr ankommen. Die Bergführer geniessen noch mit uns zusammen das Frühstück und dann gehen sie wieder ihre Wege. Schon um 13 Uhr ist unser Berg nicht mehr zu sehen. Ein Gewitter hat sich ganz schnell zusammen gebraut und ich stehe seit langem wieder einmal unter die Dusche und wasche mir sogar die Haare. Um 15 Uhr donnert, blitzt und hagelt es sogar. Jetzt ist es am schönsten unter der warmen Decke bis es vor dem Nachtessen den Cotopaxi Apero gibt. Auch heute Abend bekocht uns Marina wieder mit einem feinen Nachtessen. Chose serviert uns riesig feine rote Kürbissuppe, Kartoffeln mit Käse überbacken und Poulet oder Koteletten und Rüeblisalat mit Äpfel. Zum Dessert gibt es Bananen mit flüssiger Schokolade. Der lange Tag neigt sich mit einem warmen gefüllten Magen langsam zu Ende und ich bin sehr dankbar und überglücklich für diesen extrem tollen einmaligen Gipfeltag. Also meine lange Vorbereitung hat sich voll ausbezahlt.

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