Ecuador 2014 15

Ecuador Ferien 2014

15. Tag: Siona Indianer / 8.11.2014

Ein schöner neuer Tag beginnt nach einer ruhigen Nacht. Schon morgens um 7 Uhr turnen die Weissstirnkapuzieneraffen auf den Bäumen herum, springen von Ast zu Ast, ein herrliches Schauspiel. Louis von der Lodge kennt sie recht gut und er legt ihnen Bananen hin und sie schnappen sie weg. Nach dem Frühstück ziehen wir die Schwimmweste an und begeben uns ins Boot. Heute machen wir eine längere Flussfahrt durch Naturreservate zu den Siona`s. Auf der sonnig warmen Fahrt dorthin entdeckt Toni immer wieder neue Tiere z.B: der kleine Eisvogel, der Grünfischer, der grosse Schlangenhalsvogel, der Jungferntrogon, die Guyabeno Ente, den Gelbkopfgeier, zwei kleine Spix-Nachtaffen gucken aus ihrem hohen Baumnest heraus als Toni an den Lianen zieht. So spannend! Sogar den König der Anden – der Kondor – haben wir im Flug gesichtet. Schon sind wir 3 ½ Stunden unterwegs im Cuyabene Reservat auf verschiedenen „Flussarmen“ mit dichten Bäumen. Jetzt sehe ich unser Ziel bei den Indianos. Wir legen am Ufer an, steigen hoch und werden herzlich empfangen von den Siona Familien. Hier erleben wir die Kultur der Ureinwohner und erfahren viel über die Lebensgewohnheiten, die Bräuche und über die Traditionen der Ureinwohner.
Hier haben wir die Möglichkeit Maniok / Yuka zu ernten und daraus die lokale Spezialität Casabe (Fladenbrot) herzustellen. Gardenia führt uns zum Teil auf dem Feld in diese faszinierende anspruchsvolle Herstellung ein. Eine spannende Sache: Stauden abhacken, am Wurzelstock ziehen, die Ernte ausschütteln, die braune Haut abziehen, waschen im Fluss, ins offene „Zelt“ gehen, in einen Holztrog reiben, die weisse Masse in kompakte Palmenblätter wickeln und ausdrücken – auswinden, durch ein Sieb streichen und dann in eine grosse Runde Backschale auf dem Feuer geben, gleichmässig verteilen und mit einer Holzschale flach rollen. Ohne jegliches Gewürz beidseitig backen und das Fladenmaniokbrot schmeckt fantastisch mit verschiedenen selbst hergestellten süssen und pikanten Brotaufstrichen – und bei sommerlichen Temperaturen von 39 Grad! Wau, alles zusammen vereint ein herrlicher Genuss für mich! Das Maniokbrot ist sehr Energiereich und nährt die Ureinwohner täglich auf ein Neues. Hier habe ich einen Link zur Herstellung gefunden: https://www.youtube.com/watch?v=K78MCULy8ng
Mit gestärkten Magen schreiten wir ein paar Häuser weiter und besuchen dort den örtlichen Schamanen Rafael in seinem grossen offenen Zelt. In verschiedenen religiösen Praktiken/Ritualen zeigt er uns wie er die Geister vertreibt und mit Pflanzenbüscheln alles reinigt. Er besitzt die medizinischen Kenntnisse von seinen Vorfahren her, welche ihm die Grundlagen mit einem tiefen Verständnis der wirkungsvollen Heilpflanzen des Dschungels übermittelt haben. Sie sind die Grundlagen für viele unserer modernen Arzneimittel (Antibiotika, Entzugsmedikamente für Drogen und Alkohol, Tumormittel etc.).
Die Sionas stellen aus ganz hartem Holz Pfeile her und gehen so mit Pfeil und Bogen jagen. Wir haben es auch versucht und haben auf Äpfel geschossen und zum Teil sogar getroffen.
Auf dem Weg zurück zu unserm Boot begleitet mich ein grosser, farbiger exotischer Morphofalter/ Schmetterling und die Baumvielfalt ist paradiesisch schön, von Bananen über Ananas, Mango und Avocados bis hin zu Kakaobäumen ist alles vorhanden.
Es wird Zeit uns zu verabschieden und wir fahren in unserem Boot zurück zur Siona Lodge. Unterwegs steigen wir nochmals kurz aus, gehen an Land und besuchen im üppigen Urwald den Zweit grössten Mammutbaum der Welt. Ohje, da erscheinen wir wie kleine Ameisen! So eindrücklich ist dieses perfekte Fotomotiv. Wieder eingestiegen im Boot erblicken wir stetig Tiere auf der Rückfahrt bis wir beim Steg der Siona Lodge anlegen. Wir trinken kurz was und schon geht es wieder los mit dem Boot, um den eindrucksvollen Sonnenuntergang zu sehen. Eine Zeit lang sieht es sehr schön aus und dann schiebt sich eine Wolke vor die Sonne und es entsteht eine spezielle Stimmung auf dem stillen Gewässer. Als es dunkel wird, starten wir mit dem Boot und fahren in eine Bucht, wo Toni vermutet, dass es dort Kaimane hat. Kaimane (Alligatoren) können 5-6 Meter lang sein und sind die grössten Fleischfresser Südamerikas. Sie schnellen aus dem Wasser, ziehen ihr Opfer unter Wasser und ertränken es. Ojojoj, welch ein Glück, dass ich ein Mensch bin. Ich sitze ganz still im Boot und sehe die roten Augen des nachtaktiven Kaiman funkeln, aber so richtig bekomme ich ihn nicht zu Gesicht.
Jetzt wird es Zeit für das Nachtessen und schon bald legen wir an unserem Bootssteg an. Das Nachtessen schmeckt wieder hervorragend und am letzten Abend spendiert Toni noch einen passenden einheimischen feinen Rotwein zum Essen. Als ich mich in mein Schlafgemach verziehe, begleiten mich zirpende Grillen und singende Vögel.

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